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Struer Kajak Sea Hunter

Ende Mai und Anfang Juni war ich drei Wochen in Dänemark. Unter anderem führte mich mein Weg auch in die kleine Stadt Struer am Limfjord. Da wollte ich schon immer mal hin, weil es dort einen sehr gut ausgestatteten Kajakladen gibt und weil die Stadt Namensgeberin für sehr elegante Kajaks ist. Dass der Boxenhersteller Bang und Olufsen aus Struer kommt, wusste ich nicht, bis ich am Ortsschild den Hinweis auf die "Stadt der Töne" sah. Aber ich war ja nicht wegen der Musik hier.

Der Kajakladen hatte geöffnet und einige Kajaks vorrätig (ja - vorrätig! im Jahr 2022!), die man nicht allzu häufig sieht. Auf interessierte Nachfrage erfuhr ich, dass "Struer Kajak" und "Struer Boats" zwei komplett verschiedene Firmen sind. Das war mir bis dahin nicht bewusst! "Struer Boats" stellt ein Seekajak mit dem Modellnamen "Frej" her und kommt nicht aus Struer sondern aus der Nähe von Kopenhagen. Struer Kajak ist die Firma, die bekannt für edle Rennkajaks aus Mahagoniholz ist, und baut auch zwei laminierte Seekajakmodelle: den "Sea Hunter" und den "Sea Tiger". Die Kajaks sind für die dänischen Gewässer entwickelt: das bedeutet sie müssen sowohl in den Fjorden und auf der Ostsee zu Hause sein als auch im Kattegat, Skagerrak und an der rauhen dänischen Nordseeküste zurecht kommen. Der Sea Tiger ist ein kleinvolumiges Seekajak und damit für mich nicht wirklich geeignet. Der Sea Hunter als die großvolumigere Version schon eher. Da die Stadt Struer so schön am Limfjord liegt und Vertrauen in Dänemark einen hohen Stellenwert genießt, hatte ich also die Möglichkeit, den Sea Hunter probezufahren.


Testkajak Struer Sea Hunter am Strand von Bremdal am Limfjord


Warum wollte ich den Sea Hunter probe paddeln? Weil es ein Kajak ist, das man selten sieht und das ausschließlich hier in Struer verkauft wird. Eine solche Gelegenheit kann ich mir ja nicht entgehen lassen! Die harten Fakten fand ich auch interessant: 5,25m lang, 53,5cm breit bei einem Gewicht von 22kg. Für ein Glasfaser-Seekajak ist der Sea Hunter ein ziemliches Leichtgewicht!

Am Strand habe ich das Testboot erstmal ausgiebig inspiziert. Die Verarbeitung sah gut und professionell aus, das Deckskonzept macht Sinn und die Rumpfform mit der leicht abgerundeten Kante mittschiffs und dem flachen Unterschiff und moderatem Kielsprung sah aus also könnte man damit paddeln. Also nichts wie aufs Wasser mit dem Boot.

Die Luke ist nicht überdimensioniert, aber groß genug, dass ich meine Beine ins Boot bekomme. Da ich an dem Testboot keine Zusatzkratzer anbringen wollte, bin ich im knietiefen Wasser in das schwimmende Boot eingestiegen. Kaum saß ich drin, dachte ich "53,5cm ist ja doch ganz schön schmal." Anfangsstabilität ist etwas anderes - zumindest wenn man gerade von einem 60cm breiten "Lastenkahn" kommt!

Aber nach den ersten Paddelschlägen hatte mich der Sea Hunter überzeugt. Das schmale Kajak ist zügig unterwegs und lässt sich über die Kante und mit Bug- und Heckruder sowie Bogenschlag extrem gut kontrollieren. Die Testbedingungen waren zwischen Windstille in der Landabdeckung und 4-5 Beaufort in der Engstelle zwischen dem Festland und der Insel Venø sehr abwechslungsreich. Im Wind zeigte der Sea Hunter eine leichte Luvgierigkeit, die sich durch minimalen Skegeinsatz gut ausgleichen ließ. Ich gewöhnte mich auch mehr und mehr an das schmale Boot und es fing an, richtig Spaß zu machen.

Zum Testende kam dann die Königsdisziplin: aus dem schwimmenden Kajak auszusteigen ohne zu kentern. Auch das gelang unfallfrei und ohne größere Schwierigkeiten, so dass der Entschluss schnell gefasst war: das Kajak muss ich haben.

Zu meinem Glück hatte Struer Kajak noch ein Boot in genau der Farbkombination die ich haben wollte im Laden liegen. Kurzentschlossen habe ich es bezahlt und aufs Autodach verladen.


mit dem Sea Hunter auf der Oste


Erstmals Wasser unter dem Kiel hatte mein nagelneuer Sea Hunter beim Rollentraining. Auch hier wusste das Kajak auf Anhieb zu überzeugen, aufgrund der geringen Breite und der für mich auch ungefittet exzellenten Passform des Kajaks gingen die ersten (und alle weiteren) Rollen spielerisch leicht von der Hand. Egal ob Bogenschlag-, Grönland-, Backdeck- oder Reverse-Sweep-Rolle: jede einzelne Technik gelang auf Anhieb und das Boot folgte der Hüfte ohne Verzögerung oder Kraftverlust. Die (von mir maximal weit nach hinten eingestestellte) Rückenlehne behindert die Körperrotation beim Rollen und Paddeln nicht im geringsten, die Sitzschale gibt gerade das richtige Maß an Widerstand und lässt ein gutes Maß an Beweglichkeit für die Beine zu.

Mittlerweile paddele ich den Sea Hunter sehr gerne und habe ihn bereits im Kursbetrieb eingesetzt. Auch auf der Nordsee auf einer Fahrt zum Knechtsand hat er eine sehr gute Figur gemacht. Egal ob Welle von vorne, von hinten oder von der Seite, Anlanden am Strand oder an der Slipanlage, Paddeln im tiefen Priel oder im Flachwasser über der Sandbank: ich hatte nie das Gefühl das falsche Boot dabei zu haben.

Bisher hat das Boot alle meine Erwartungen übererfüllt und es macht sehr viel Spaß ihn zu paddeln. Insbesondere die Mischung aus Geschwindigkeit und Wenidigkeit macht ihn zu einem sehr interessanten Kajak. Die Kurssaison wird zeigen, ob und inwiefern sich das Boot auch für den Kursbetrieb eignet. Eines ist aber schon jetzt klar: der Struer Kajak Sea Hunter ist alles, aber kein "Allerweltskajak"!


auf der Nordsee zwischen Wurster Nordseeküste und Knechtsand


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