Seit diesem Jahr umfasst die Flotte von SeaKayak Kehdingen auch ein Baffin vom kanadischen Kajakhersteller Boreal Design in der PE Ausführung.
Den Baffin gibt es in drei verschiedenen Größen. Bei SeaKayak Kehdingen ist der P2 (mittlere Größe) im Einsatz. Das Boot ist 5,22m lang und mit 56cm breit und hat damit klassische Seekajak Abmessungen.
Der erste Eindruck beim Abholen des Bootes ist ein guter: saubere Verarbeitung, stabiles PE und hochwertige Decksbeschläge mit Loch statt Bügel, die auch stärkeren Zug auf den Decksleinen aushalten, zum Beispiel beim Wiedereinstieg von etwas schwereren Paddlern. Mit 31kg ist der Baffin P2 kein Leichtgewicht und liegt in derselben Gewichtsklasse wie andere hochwertige PE Seekajaks wie z.B. der Scorpio von P&H oder der Arrow Play von Zegul. Das Gewicht kommt durch die Materialstärke des PE zusammen, die für eine sehr gute Steifigkeit und Stoßunempfindlichkeit sorgt. Wo sich bei einigen anderen PE-Kajaks die Oberfläche bei schon leichtem Druck verformt, bleibt der Baffin vollständig formstabil.
Die Sitzschale kann mit einer einfachen und genialen Mechanik sowohl flach als auch an den Oberschenkeln aufsteigend stufenlos eingestellt werden. Die Rückenlehne ist höhenverstellbar und individuell anpassbar. Somit kann mit sehr wenigen Handgriffen die Sitzposition an die Vorlieben der Paddlerin oder des Paddlers anpassen. Insbesondere die Möglichkeit, die Sitzschale flach einzustellen und somit den Druck auf die Oberschenkel zu reduzieren empfinde ich auf längeren Touren als sehr angenehm.
Das Skeg ist ein Seilzugskeg mit innovativer Lösung zur Einstellung,. Die Decksleinen sind bei Lieferung nicht festgeknotet und etwas länger als benötigt, das macht individuelle Anpassungen leicht. Alles in allem entsteht schon vor der ersten Wasserung der Eindruck, dass die Hersteller bei diesem Kajak in jedem Fertigungsschritt an den Kunden und den Einsatz des Bootes als Seekajak gedacht haben.
Die einzigen Anpassungen, die ich am Boot vorgenommen habe, waren seitliche Fittingpolster am Sitz (der ist auch in der mittleren Größe P2 etwas zu breit für mich) und Schlauchummantelungen an den Decksleinen sowie eine Längenanpassung der Leinen. Zusätzlich zu den reflektierenden Decksleinen habe ich dem Boot noch SOLAS-Reflektorstreifen für eine bessere Sichtbarkeit gegönnt.
Den ersten Test des Kajaks habe ich auf ruhigem Wasser auf der heimatlichen Oste unternommen.
Das Boot hat einen sehr guten Geradeauslauf und lässt sich leicht und präzise steuern, wenn man es auf die Kante legt. Aufgekantet lässt sich der Baffin problemlos auf der Stelle wenden und reagiert sehr gut auf Bogenschläge. In Fahrt sind Bug- oder Heckruder ähnlich gut wirksam und benötigen wenig Einsatz um die Fahrtrichtung zu ändern. Der gleichmäßig über das Kajak verteilte mäßige Kielsprung sowie die angedeuteten Kanten in der Bootsmitte sorgen nicht nur für eine gute Stabilität des Bootes, sondern auch für eine sehr große Wendigkeit bei zufriedenstellender Geschwindigkeit im Geradeauslauf. Der Baffin ist natürlich kein Rennboot und bei weitem nicht so schnell wie zum Beispiel Ymir oder Freyja von Norse. Aber das ist ja auch nicht der primäre Zweck dieses Kajaks.
Den nächsten Test habe ich bei Windstärke 4 auf der Elbe vor Krautsand unternommen. Hier bilden sich ein paar hübsche Wellen, wenn die Strömung gegen die Windrichtung läuft.
Im bewegten Wasser spielt der Baffin seine Stärken vollständig aus. Der hochgezogene Bug setzt sich auf jede entgegenkommende Welle, das runde Unterwasserschiff mit angedeutetem Knickspant in der Bootsmitte sorgt für hervorragendes Bootshandling auch bei etwas höheren Wellen. Die eigenwillige Heckform mit dem länger auslaufenden Unterwasserschiff und der hochgezogenen Nase am Oberschiff sorgt für Auftrieb bei achterlicher Welle kombiniert mit einer guten Spurtreue auch bei Wind.
Selbst bei seitlicher Welle fühlt sich der Baffin sehr sicher an. Die Schenkelstützen sind an genau der richtigen Position und sorgen für guten Halt im Boot. Durch den guten Halt und die niedrige Deckshöhe lässt sich der Baffin hervorragend auch mit wenig Kraftaufwand rollen.
Bei achterlichem Wind spricht der Baffin sehr gut auf das Skeg an. Die Seilzugmechanik benötigt etwas Zeit, um das Skeg komplett auszufahren, da durch die Gummizugführung die Schwerkraft und der Wasserdruck ein wenig unterstützen müssen. Dafür gibt es auch am Skeg keine korrodierenden Metallteile. Wann der Gummizug seine Elastizität verliert und eventuell ausgetauscht werden muss, wird die Zeit zeigen. Die Skegeinstellung ist stufenlos möglich und benötigt zwar etwas Umgewöhnung wenn man Skegschieber gewöhnt ist, funktioniert aber sehr gut. In den Tests hat sich das Skeg einmal verklemmt - vermutlich durch ein eingeklemmtes Stück Schilf - war aber schnell und problemlos wieder zu befreien und einsatzbereit. Da das Skeg über ein Seilzugsystem gesteuert wird, besteht nicht die Gefahr eines geknickten Drahtes bei Verklemmung.
Auf dem Achterdeck sind Gurtschlaufen mit Klickverschluss vormoniert, unter die man das Paddel beim Wiedereinstieg mit Paddelfloat stecken kann.
Das Ladevolumen des Baffin ist ordentlich, die Größe der achterlichen Tagesluke ausreichend, durch die Öffnung bekommt man sogar die Räder eines kleinen Bootswagens durch. Die Lukendeckel sind Boreal Eigenproduktion und lassen sich gut öffnen und schließen. Sie sind (bisher) auch vollständig dicht. Die vordere Luke hat einen runden Deckel und keinen größeren ovalen so wie der vergleichbar große Norse Bylgja. Ob das besser oder schlechter ist, ist vermutlich Geschmackssache.
Im Gegensatz zu manchen anderen Seekajaks dieser Kategorie hat der Baffin keine kleine Tagesluke vor dem Cockpit, zum Beispiel für Müsliriegel oder Handschuhe. Bisher habe ich die aber auch noch nicht vermisst, da die Decksleinengestaltung und die hintere Tagesluke genügend Möglichkeiten bieten, auch kleinere Dinge gut zu verstauen.
Was im Vergleich zum Norse Bylgja auffällt, sind die durchgehenden Verschraubungen im Rumpf, zum Beispiel für die Aufhängung der Sitzschale, die Befestigung der Fußrasten und die Skegsteuerung. Da es sich um ein PE Kajak handelt und nicht um ein laminiertes Composite-Boot, sind solche Verschraubungen allerdings notwendig und damit dem Bootsmaterial geschuldet. Auch die Schrauben sind ab Werk vollständig dicht - das ist leider nicht bei allen Kajakherstellern so.
Getestet habe ich den Baffin bei den Tests mit dem Seekajakpaddel Nekton von TNP, welches ich mittlerweile fast ausschließlich fahre. Aber auch mit einem Grönlandpaddel lässt sich der Baffin exzellent manövrieren.
Fazit: der Baffin ist ein robustes Seekajak aus PE, mit dem alle Manöver spielerisch leicht gelingen. Das Kajak ist für Flachwasser und bewegtes Wasser gleichermaßen gut geeignet und lässt sich auch gut rollen. Ich fahre den Baffin mittlerweile sehr gerne, das etwas höhere Gewicht beim Weg zum Wasser wird durch die Fahreigenschaften auf dem Wasser mehr als ausgeglichen.
Der Baffin wird sich ab dieser Saison im Kursbetrieb bewähren können. Wenn Ihr Interesse habt: in jedem Kurs von SeaKayak Kehdingen könnt Ihr den Baffin ausprobieren.