Deutschland im April 2020 - ein Land im sogenannten "Lockdown". Geschäfte sind geschlossen, Restaurants ebenso und in den Vereinen ruht der Sportbetrieb. Ein kleines Virus hat unser Land, unseren Kontinent, unsere Welt fest im Griff. Was wir bisher nur aus mäßig guten Hollywood-Streifen kannten, ist plötzlich Realität.
Damit muss man erstmal umgehen können. Vor allem wenn die Sonne strahlt und das Thermometer die 20°C-Marke knackt. Seien wir doch ehrlich: uns ist diese Marke deutlich wichtiger als die 10000 Punkte Marke des DAX.
Nur leider können wir derzeit nicht so paddeln wie wir es gerne wollen. Viele können gar nicht paddeln. weil die Bootshäuser gesperrt sind, weil der Zugang zum Wasser untersagt ist oder weil die Ausgangsbeschränkunen in einzelnen Bundesländern es ganz und gar unmöglich machen. Ich habe "Glück" - ich lebe in einem Landkreis, in dem ich als Einheimischer - im Gegensatz zum Nachbarkreis - noch ans und aufs Wasser darf. Ich habe einen Fluss, die Oste, direkt vor der Haustür und Elbe und Nordsee in Reichweite.
Und dennoch kann auch ich nicht so viel paddeln wie ich gerne würde. Zum einen, weil das Paddeln in der Gruppe derzeit nicht möglich ist - und ich manche Dinge eben nicht alleine mache. Zum anderen, weil sämtliche Kurse abgesagt sind, auch und vor allem die, die nicht in Kehdingen stattfinden. Und weil Wetter und Tide nicht immer für die eingeschränkten Tourenmöglichkeiten passen, die ich noch habe.
Hier sind ein paar Tipps, wie wir uns für den Saisonstart (und für alles andere) fit halten können:
Body Weight Training
Training mit dem eigenen Körpergewicht - das geht immer und überall. Eine sehr effektive Trainingsmethode mit wenig Aufwand. Klassische Elemente sind Kniebeugen und Liegestütze. Zu Beginn kann man die Liegestütze an einer Tischkante oder Fensterbank machen und sich je nach Trainingsfortschritt immer weiter (tiefer) steigern bis hin zum klassischen Liegestütz. Kombiniert mit Kniebeugen und dem aus der Schulzeit noch bekannten "Hampelmann" werden viele verschiedene Muskelgruppen angesprochen und trainiert. Sit-Ups und das sogenannte "Planking", das Halten von Körperspannung im Liegestütz über einen längeren Zeitraum (z.B. eine oder mehrere Minuten) runden die Trainingsmethoden ab. Trainiert werden beim Body Weight Training vor allem Kraftausdauer und Muskelaufbau.
Muskeltraining mit einfachen Hilfsmitteln
Mit relativ einfachen und günstigen Hilfsmitteln lässt sich ein gutes Kraft- und Kraftausdauertraining verwirklichen. Meine bevorzugten Mittel sind Hanteln und vor allem Expander. Auch Thera-Bänder und Gymnastikbälle bieten nahezu unendlich viele Möglichkeiten, das Muskeltraining zu erweitern. Trainiert werden mit diesen Methoden hauptsächlich Maximalkraft und Kraftausdauer.
Laufen und Radfahren
Beim Laufen und Radfahren wird die Grundlagenausdauer trainiert. Und diese ist die Basis für alle anderen Trainingsarten. Ohne Grundlagenausdauer geht uns bei der Paddeltour schnell die Puste aus. Auch längere Spaziergänge oder Wanderungen halten den Kreislauf und den Sauerstofftransport im Körper bei Laune und uns somit fit. Und Bewegung an der frischen Luft stärkt das Immunsystem - das können wir alle derzeit gut gebrauchen! Also nichts wie raus...
Fitnessgeräte
Was im Fitnessstudio geht, geht - mit etwas Platz - auch zu Hause: Training an Fitnessgeräten. Diese sind natürlich auch mit Anschaffungskosten verbunden. Ich finde jedoch, es lohnt sich, wenn man die Möglichkeit hat. Insbesondere bei schlechtem Wetter kostet es relativ wenig Überwindung zu trainieren. Ich selbst nutze regelmäßig Ergometer und Rudergerät. Beim Ergometer werden die Beinmuskulatur stimuliert und vor allem Grundlagenausdauer trainiert. Das Rudergerät spricht viele verschiedene Muskelgruppen an, vor allem aber solche, die wir auch zum Paddeln brauchen. Hier werden je nach Intensität und Widerstand Grundlagenausdauer und Kraftausdauer trainiert.
Schwimmen
Schwimmbäder und Badeanstalten sind geschlossen. Schwimmen geht aber natürlich trotzdem, wenn wir ein Gewässer in der Nähe haben. Genau dafür haben wir doch den Neoprenanzug... Es kostet bei den derzeitigen Wassertemperaturen definitiv Überwindung und man sollte die ganze Sache vorsichtig angehen um seinen Körper nicht zu überfordern, aber möglich ist Freiwasser-Schwimmtraining auch derzeit. Beim Schwimmen wird Grundlagenausdauer und je nach Technik Kraftausdauer trainiert. Freiwasser-Schwimmen hält den Körper an "unser" Element gewohnt und verringert so auch die Gefahr eines Kaltwasser-Schocks bei einer Kenterung.
Paddeln
Das beste Training als Vorbereitung aufs Paddeln ist Paddeln. Das klingt trivial und ist es auch. Durch regelmäßiges Paddeln bleiben wir an das Boot und die Bewegung gewöhnt und sprechen gezielt die Muskelgruppen an, die bei diesem Sport benötigt werden.
Wer wie ich die Möglichkeit hat, von zu Hause aus ohne lange Wege paddeln zu gehen, ist derzeit natürlich deutlich im Vorteil. Auch ich kann zur Zeit nicht nach Ostfriesland oder Fehmarn zum Paddeln fahren. Also nehme ich Vorlieb mit dem was ich habe. Und sehe meine Paddeltouren als das was sie sind: Trainingsrunden. Auch auf dem Hausbach oder dem nahen Weiher kann man trainieren ohne die große Überfahrt oder satte Brandungs-Action zu haben.
Wann habt Ihr das letzte Mal technisch saubere Vorwärtsschläge geübt? Wie präzise sind Bug- und Heckruder bei Euch? Sitzt Eure Rolle? Und was ist mit der flachen und der hohen Stütze? All diese Dinge kann man am Besten auf einem ruhigen Gewässer in Ufernähe üben. Und jetzt ist die richtige Zeit dafür, wenn Ihr ein Boot und ein (noch so kleines) Gewässer zur Verfügung habt.
Mit einer Kombination verschiedener Trainingsarten halten wir uns fit und gehen sogar noch gestärkt aus dieser Zeit hervor. Und wenn wir die Möglichkeit haben, sogar noch zu paddeln - umso besser. Und irgendwann dürfen wir dann auch wieder mit den Vereinskameraden oder Freunden paddeln gehen. Und ich darf Euch wieder mit zu Kursen auf die Elbe, die Nordsee oder noch weiter mitnehmen. Ich freue mich darauf!
Wir sehen uns auf dem Wasser! Irgendwann wieder, da bin ich ganz sicher...
Euer
Lars