Moin!
Die Tage werden wieder länger, die Sonne scheint und die Temperaturen kratzen an der 15°C Marke. Endlich Frühling. Brauche ich da beim Paddeln wirklich noch den Trocki? Der ist doch viel zu warm...
Meine Antwort auf diese Frage: Ein entschiedenes Jein! Im Wildwasser gibt es die goldene Regel „Dress for water, not for air“. Und das Wasser hat bei uns an der Nordsee immer noch nur 3°C. Das spricht deutlich für den Trockenanzug und mehrlagiges Fleece. Auf der anderen Seite werden wir ja je nach Spielart und Bedingungen beim Seekajakfahren nicht ganz so nass wie im Wildwasser. Und das dicke Winterfleece unter dem Trockenanzug sorgt bei windstillen und sonnigen 15°C Lufttemperatur vor allem für Hitzestau unterm Latexkragen.
Wir bewegen uns also unweigerlich irgendwo im Spannungsfeld zwischen Unterkühlung, sollten wir doch mal schwimmen, und Hitzschlag wenn wir sportlich paddeln. Beides ist nicht nur unangenehm sondern kann sehr ernste Konsequenzen haben. In einem amerikanischen Seekajakbuch habe ich mal gelesen „Dress for water and for air“. Ziemlich intelligent. Und eigentlich auch ziemlich nichts-sagend. Denn: sind wir dadurch wirklich schlauer bei frühlings-haft warmen Lufttemperaturen und einer Wassertemperatur nahe dem Gefrierpunkt? Nicht wirklich. Es hilft also nichts, wir müssen abwägen. Wie sind die Bedingungen, wie zum Beispiel Wind, Welle, Strömungen? Was passiert, wenn ich kentere? Wie schnell bin ich dann wieder auf dem Wasser und kann ich mich gut aufwärmen? Oder kann ich mich vernünftig abkühlen, wenn es zu warm wird, ohne eine Kenterung zu riskieren? Zum Beispiel in dem ich meinen Anzug nass mache oder per hoher Paddelstütze den Kopf ins Wasser tauche? Was sagt mir meine Erfahrung wie gut oder schlecht ich mit den Temperaturen zurecht komme?
Trockenanzug oder nicht? Wie es aussieht habe ich eine klare Präferenz...
Alles keine Fragen, auf die es allgemein-gültige Antworten geben kann. Wenn ich Zweifel habe, sollte ich mich eher für den Schutz gegen die Kälte entscheiden – also doch weiterhin Trocki und Fleece. Gerade im Frühjahr, wenn die Luft warm ist und das Wasser noch kalt, ist es aber auch wert, sich an all die Abstufungen zwischen Trockenanzug und Badeshorts zu erinnern. Der gute alte Long-John-Neo zusammen mit einer Paddeljacke mit verstellbarem Neoprenkragen könnte eine Lösung sein; eine Kombination aus Trockenhose und Paddeljacke eine andere, eventuell mit Neopren-Shorty darunter. Das wichtigste in dieser Zeit des Jahres ist, über die benötigte Ausrüstung nachzudenken und sich der kalten Wassertemperaturen bewusst zu sein. Es muss nicht immer die volle Expeditionsmontur sein. Aber insbesondere die Entscheidung gegen den Trockenanzug sollte bewusst gefällt werden - und nicht willkürlich, nur weil gerade die Sonne scheint. Zusätzlich könnt ihr euer Revier, eure Route und eure Spieleinlagen so wählen, dass ihr euch jederzeit gut und sicher fühlt. Ich persönlich trage lieber etwas länger den Trockenanzug und wenn mir zu warm wird, spiele ich mehr - gerne auch mal im oder unter Wasser. Abkühlen geht (fast) immer.
Wir sehen uns auf dem Wasser!
Euer
Lars